Nazianschlag auf selbstverwalteten Falkenclub in Rheinsberg

Nazianschlag auf Pavillon

In der Nacht vom 26. auf den 27.06.2011 sind Neonazis in den Pavillon der Heinrich-Rau-Schule eingedrungen. Der Pavillon ist ein selbstverwalteter Jugendclub in Trägerschaft der Falken, einem parteiunabhängigen, linken Kinder- und Jugendverband. Neben eingeschlagenen Fenstern hinterließen die Nazis einschlägige Sprühereien.

 

An den Wänden des Pavillons und an der Außenseite des Gebäudes haben die Nazis ihre Handschrift deutlich hinterlassen. "Linke raus!", "Linke geht arbeiten!" und "Abschaum" wurden im Innern der Räume angebracht. Außen prangte "187 Neuruppin". Der Zahlencode 187 gilt in den USA als das Synonym für Mord.

"Wir sind zwar entsetzt über den Anschlag, aber in keinster Weise überrascht.", so Steffen Wolke, stellvertretender Landesvorsitzender der SJ - Die Falken. Bereits in den vergangenen Wochen waren in Rheinsberg rechte Schmierereien mit gleichem Wortlaut omnipräsent. Bereits im März diesen Jahres gab es einen Zwischenfall mit Neonazis im Pavillon.

Da dem Landesverband das rechte Potential in der Region und in Rheinsberg bekannt ist, wurde über ein vom Bundesinnenministerium gefördertes Programm eine pädagogische Projektstelle für Rheinsberg beantragt, die unter anderem darauf angelegt war, rechte Denkmuster zu bekämpfen. Die für die mit dem Projekt verbundene Kofinanzierung durch die Stadt hat die Stadtverordntetenversammlung Rheinsberg am 15.06.2011 abgelehnt, weshalb die Umsetzung des Projektes gefährdet ist. Dies obgleich der städtische Anteil lediglich bei 10% der Gesamtkosten gelegen hätte. In Rheinsberg findet seit geraumer Zeit keine Jugendarbeit mehr statt, da die Stadtverordneten ihre Prioritäten anders gesetzt haben.

"Wenn die Stadt Rheinsberg Jugendarbeit brach liegen lässt und nicht einmal bereit ist geringfügige Haushaltsmittel für Projekte gegen Ausgrenzung und Diskriminierung zur Verfügung zu stellen, darf sie sich über rechte Anschläge nicht wundern. So was kommt von so was." erklärte Wolke. Den Versuch der Stadt den Anschlag gegenüber dem Träger zunächst als "Randale" abzutun und erst auf konkrete Nachfrage zum Charakter der Sprüche, mit ihrem Inhalt rauszurücken, wird von Wolke als politischer Skandal gewertet. "Hier reiht sich Rheinsberg in die lange Liste der Kommunen ein, die ihr Naziproblem nicht wahrnehmen sondern verharmlosen wollen. Das ist enttäuschend, aber auch das überrascht uns angesichts der letzten Wochen nicht. Wir hoffen, dass sich die Stadt eines Besseren besinnt und die Kofinanzierungsmittel zu Verfügung stellt. Sollte sie ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, werden wir nach anderen Wegen suchen. Es ist unsere Aufgabe als Kinder- und Jugendverband gegen menschenverachtende Einstellungen einzutreten. Angesichts der aktuellen Ereignisse in Rheinsberg wünschen wir uns, dass auch die Lokalpolitik diese Notwendigkeit erkennt.", so Wolke.

Zum ausführlichen Pressespiegel geht es hier lang.